Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie es sein kann, dass Ihr Unternehmen ordentliche Gewinne macht, aber trotzdem regelmäßig gähnende Leere in der Kasse und auf den Bankkonten herrscht? Hierfür gibt es handfeste Ursachen, die sich durch eine fehlende Liquiditätsplanung ergeben.
Warum überhaupt Liquiditätsplanung
Eine Liquiditätsplanung hilft, langfristig den Überblick zu behalten und rechtzeitig handeln zu können. Denn die Zahlungsströme im Unternehmen stimmen nicht mit der Umsatz- und Ertragsrechnung überein.
Umsatzerlöse versus Zahlungseingänge
Umsätze werden bereits verbucht, wenn die Rechnungen an Kunden verschickt werden, aber das bedeutet nicht automatisch, dass das Geld auch schon auf dem Konto ist. Kunden können sich Zeit lassen, bis sie die Rechnungen bezahlen, und in der Zwischenzeit müssen Sie bereits die nächsten Aufträge vorfinanzieren. Hat das Unternehmen keine finanziellen Reserven oder freien Kreditlinien, kann es schnell zu Zahlungsengpässen kommen.
Kosten versus Auszahlungen
Nicht alles, wofür das Unternehmen tatsächlich Geld ausgibt, wird auch in der Gewinn- und Verlustrechnung verbucht. Investitionen wie Betriebsausstattungen, Werkzeuge oder Maschinen werden nicht als Aufwand erfasst und können so leicht übersehen werden. Wenn Sie Investitionen direkt bezahlen, ohne sie gesondert über Darlehen oder Eigenkapitaleinlagen zu finanzieren, fehlt später das Geld, um laufende Kosten wie Mitarbeiter, Miete und ähnliches pünktlich zu bezahlen.
Ein weiterer Stolperstein sind Kredittilgungen. Im Gegensatz zu den Zinszahlungen werden sie nicht als Aufwand verbucht. Gerade bei kurzen Kreditlaufzeiten sind die Tilgungsleistungen recht hoch und belasten die Liquidität (Zahlungsfähigkeit).
Langfristige Liquiditätsplanung für den Überblick
Eine Liquiditätsplanung ist mindestens genauso wichtig wie eine Umsatz- und Ertragsplanung – oft sogar noch wichtiger. Denn zumindest kurzfristig gilt: Liquidität geht vor Ertrag!
Es ist verständlich, dass viele Unternehmen sich davor drücken. Aber eine grobe Übersichtsplanung ist bereits hilfreich, und eine genaue Liquiditätsplanung sollte für einen kurzfristigen Zeitraum aufgestellt werden, vor allem, wenn sich mögliche Liquiditätsengpässe abzeichnen.
Dabei sollten folgende Fragen beantwortet werden:
Liquiditätszuflüsse: was kommt rein?
Wenn beispielsweise zwischen Auftrag und Zahlungseingang durchschnittlich zwei Monate vergehen, kommt im Planungsjahr nur Geld aus den Umsätzen von Januar bis Oktober ins Haus. Das Geld aus den November- und Dezemberumsätzen geht erst im nächsten Jahr ein.
Danach prüfen Sie, woher sonst noch Geld kommen könnte:
o Sind Gesellschafter-Einlagen geplant oder soll Anlagevermögen verkauft werden?
o Wie hoch sind die Forderungen, die das Unternehmen an seine Kunden hat und wann kann mit den Zahlungseingängen gerechnet werden?
Liquiditätsabflüsse: was geht raus?
Auf der Ausgabenseite sollten Sie prinzipiell davon ausgehen, dass alle Rechnungen sofort bezahlt werden und übernehmen die entsprechenden Aufwandspositionen. Dazu kommen die Tilgungen, die das Unternehmen im Planjahr leisten muss.
Auch Investitionen müssen eingeplant werden, selbst wenn keine größeren Anschaffungen anstehen. Eine Ersatzinvestition von 5 bis 10 % des Anlagevermögens sollte eingeplant werden. Bei geplanten Investitionen sollte eine entsprechende Darlehensfinanzierung unterstellt werden, jedoch finanzieren Banken selten die gesamte Investition zu 100 %. Deshalb sollte von einer Darlehensfinanzierung über lediglich 80 % der Investitionssumme ausgegangen werden. Die restlichen 20 % müssen demnach aus der Unternehmensliquidität bezahlt werden.
Liquidität planen und rechtzeitig handeln
Jedes Unternehmen muss vorausschauend wissen, wie es um die Liquidität bestellt ist! Also immer so weit nach vorne schauen, wie es möglich ist. Mit diesen wenigen Parametern, die ich Ihnen hier aufgezeigt habe, gelingt das wunderbar und ohne die Kristallkugel zu bemühen.
Merkt man, dass es eng wird, lässt sich handeln und sich bereits jetzt nach geeigneten Finanzierungsalternativen umsehen. Ist Leasing in diesem Fall besser? Ist eine Beteiligungsgesellschaft die Lösung, die mehr Eigenkapital in das Unternehmen bringt? Hat das Unternehmen Vermögensgegenstände, die es gerade nicht braucht und die sich zu Geld machen lassen? Oder oder oder …
Solange Sie noch im Planungsstadium sind, haben Sie genügend Zeit nach Alternativen zu suchen, sie gegeneinander abzuwägen und die beste auszuwählen. Stehen die Probleme direkt vor der Tür, müssen Sie sich mit dem zufriedengeben, was dann noch geht.